Neuer HSV-Kapitän: Sakai als letzter Samurai
Gisdol krempelt den HSV um! So oder ähnlich stand es seit Donnerstag in jeder Zeitung, jeden Blog oder Website die sich mit Sport und besonders mit Fußball beschäftigt. Das es ein längst überfälliger Entscheidung ist, endlich mal neue Bahnen beim kriselnden Dino einzuschlagen, ist nicht von der Hand zu weisen. Ein Gastbeitrag von Thomas Tippner
Besonders dann, wenn man sich die Entscheidungen im Allgemeinen beim HSV in den letzten Jahren anschaut: Da wurden Spieler verpflichtet, die bei ihren Vereinen zuerst Leistungen gebracht haben, und die beim HSV plötzlich das Fußballspielen verlernt haben – wie zu Ivica Olic, Ilicevic oder der immer wieder gescholtene und verlachte Heiko Westermann. Diese Saison, wie es aussieht, wird es Halilovic treffen, als Flop in unsere Geschichte einzugehen.
Dass Gisdol jetzt am Kader nichts mehr ändern kann, schien vorprogrammiert. Dass er mit den Unwilligen weiterarbeiten muss, die ihren Job zurzeit nicht nachgehen und aufs Feld traben und keinerlei Motivation zeigen, auch nur einmal richtig zu kämpfen oder gewillt sind, für das Gehalt was sie bekommen, bis an ihre Grenzen oder bis darüber hinaus zu gehen. Ist Gisdol denn wirklich so machtlos, wie man annimmt?
Das er um seinen Job nicht zu beneiden ist, ist klar. Er muss mit Widrigkeiten kämpfen, die kaum ein anderer Verein zu bewältigen hat. Egal ob es der lustlos agierende und nach jeder Niederlage nach Ausreden suchende Kader ist, die ständig an die Medien tretenden Vorstände sind, oder die immer zur Peinlichkeit mutierenden Versuche Beiersdorfers den HSV in ruhigere Fahrwasser zu führen. Es ist schon bezeichnend, dass der HSV es nicht schafft mit drei potenziellen Kandidaten einen Abschluss zu generieren, der dem Verein mal zur Ruhe verhelfen könnte.
Nun aber scheint Gisdol endlich durchgreifen zu wollen. Als erstes überraschte er am Donnerstag damit, dass er den unglücklich agierenden und argumentierenden Djourou seines Amtes enthebt und als Kapitän absetzt. Bravo!
Jetzt muss er ihn auch nur noch auf die Bank setzten, und nicht weiterspielen lassen. Denn es gibt dieses Jahr keinen Spieler, der so viele eklatante Fehler im Aufbau- oder Passspiel begeht, wie eben der Schweizer. Es ist nicht mehr zu ertragen gewesen, wie er sich von Niederlage zu Niederlage schleppte, Interviews gab, und die Schuld immer bei anderen, anstatt bei sich selber suchte.
Deswegen ist das schon einmal die richtige Entscheidung. Ebenso das der Trainer einen neuen Kapitän bestimmt hat. Sakai!
Letzte Saison mit ein wenig kopfschüttelnd in Hamburg begrüßt, hat er sich seit dem 8.Spieltag er letzten Saison doch mehr und mehr hervorgetan als fairer, zuverlässiger und immer an sein Limit gehender Spieler. Ein Mann, der öffentlich zugibt, dass er sich nicht hätte aufstellen lassen sollen, weil er nicht 100%ig fit war.
Sakai, der letzte Samurai?
Wir wollen es ihm nicht wünschen. Das er ein schweres Amt übernimmt, ist nicht von der Hand zu weisen. Das er es aber gut ausfüllen kann, ist nicht zu bezweifeln – wenn er es denn so annimmt, wie er seine Spiele für den HSV angeht.
Noch eine weitere Entscheidung, wie ich finde, die Gisdol richtig einschätzt ist, endlich mal die jungen Spieler ranzulassen. Das er die Jungs spielen lässt, die sich für den HSV zerreißen wollen. Die Jungs, die noch wissen, was es heißt, glücklich darüber zu sein im Volkspark aufzulaufen und die nicht nur deswegen hier sind, weil sie in drei Jahren mal schnell 7.500.000 Euro abpassieren können.
Nein, es sind endlich die Jungs, die selber in der Fankurve gestanden haben, die mit dem HSV groß geworden sind, und die etliche der Jugendmannschaften durchlaufen sind. Auch wenn das Experiment fehlschlagen wird (was man beim HSV möglich ist, da ja eigentlich alles nach hinten losgeht, was man ausproviert um endlich aus der Krise zu kommen), so sollte man es doch wenigstens versuchen.
Was Labbadia sich nicht getraut hat, versucht nun Gisdol umzusetzen. Beim dem Sonntagsspiel in Hoffenheim wird damit wohl das erste Mal in der Bundesliga unser Nachwuchstalent Finn Porath auflaufen.
Drücken wir ihm die Daumen, dass er eine Entwicklung wie Tah hinlegt – nur mit dem Unterschied, dass er uns nicht gleich Richtung Leverkusen verlässt, um dort eine „Weltkarriere“ zu starten. Also heißt es wieder einmal alles auf 0 beim HSV. Einen neuen Anfang machen.
Wieder positiv nach vorne schauen!
Die Jungs aussortieren, die sich nicht mit dem Verein, der Mannschaft, den Fans identifiziert. Endlich eine Mannschaft formen, die zwar nicht gut spielt, aber bis zum Ende kämpft, und einem das Gefühl vermittelt, dass da was gewollt wird. So geht es ja nicht weiter. Deswegen heißt es Daumen drücken. Damit man sagen kann: Ja, es war richtig, dass Gisdol den HSV umkrempelt!
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