Droht dem HSV nun wieder ein Sommertheater?
Im HSV-Fanlager rumort es: Knäbel ist weg. Tschüss. Mach es gut. Beiersdorfer übernimmt nun das komplette Ruder der HSV-Führung und will das wieder einmal Leck geschlagene Dampfschiff auf Kurs halten und in eine bessere Zukunft führen. Ob er es schaffen wird, sei dahin gestellt, zu wünschen ist es ihm auf jeden Fall. Nicht nur, weil es dem HSV gut tun würde, sondern besonders deswegen, weil der Unmut unter den Fans von Tag zu Tag wächst. Ein Gastbeitrag von Thomas Tippner
Hat die Nordkurve die ganze Saison über tapfer zu den viel gebotenen Minusleistungen der Mannschaft gehalten, entlud sich der erste Frust am 33. Spieltag gegen den VFL Wolfsburg in einem gellenden Pfeifkonzert.
Aber nicht nur die erneut enttäuschende Leistung der Mannschaft wurde angegriffen, auch Labbadia bekommt die ersten Negativreaktionen zu spüren.
In letzter Zeit häufen sich im Internet wie auch in den Printmedien Reaktionen von Fans, die meinen, dass nach Knäbels Entlassung nun auch der Trainer seine Sachen packen soll, um einen kompletten Neustart in die Wege leiten zu können.
Man liest zum Beispiel in der Hamburger Morgenpost vom 11.05.2016 in der Rubrik Kommentare eine Aussage von G.Knorrenschild: „Rucksack Peterle weg und jetzt noch Labbadia in die Wüste schicken, sonst sehen wir nächste Saison noch so einige Grottenspiele im Volksparkstadion.“
Aber auch bei den Kollegen von Matz-ab oder im Hamburger Abendblatt klingt es durch, dass viele Fans mit der Arbeit von Labbadia unzufrieden sind. Es wird die Einfallsarmut bei Aufstellungen moniert oder Unverständnis darüber geäußert, wie öffentlich mit gestandenen Spielern wie zum Beispiel Olic oder Drobny umgegangen wird.
Natürlich, Labbadia beweist wenig Mut wenn es darum geht einem Spieler mal einen Denkzettel zu verpassen. So wäre der oft schlecht spielende Ostrzolek bei vielen Fans Stammhalter auf der Bank, während Sakai links und Diekmeier rechts verteidigen würden. Ebenso würde ein Illicevic, nach seinen viel zu oft verschlammten Bällen und den beinah schon mutwillig anmutenden Unterbindungen eines schnellen Konters, die Polster der Ersatzbank wärmen.
Auch ließ er lange einen Lasogga auflaufen, obwohl der im schnellen Umschaltspiel oft zu langsam war oder einen Ball kaum behaupten konnte, wenn er ihn nicht mustergültig auf den Fuß gespielt bekam. Warum, fragten viele, ließ er nicht einmal einen Gregoritsch als Spitze auflaufen oder gab einem mit Trainingsrückständen nach Hamburg gewechselten Altintas die Chance? Warum wechselt er so merkwürdig ein und aus? Kontinuierlich war nur das immerwährende Fragezeichen auf den Gesichtern der HSV Anhänger, wenn Labbadia, wie gegen Wolfsburg, bei einem Rückstand einen Cleber einwechselt. Das alles wirkte sehr plan- und ideenlos.
Andererseits muss man aber auch sehen, und es auch zugeben, dass Labbadia sich an vielen Fronten oft aufgerieben und auch zerrieben hatte. Er stellte sich mustergültig vor einen in die Kritik geratenen Peter Knäbel, als der sich seinen Rucksack klauen ließ, und er stand Rede und Antwort, wenn es darum ging, wie der Verein weiter aufgestellt werden soll.
Er redete sich den Mund fusselig, wenn es wieder einmal hieß das Investor Kühne Millionen nach Hamburg überweisen sollte.
Labbadia musste Baustellen beackern, die nicht in seinem Aufgabenbereich liegen. Außerdem sollte er eine Mannschaft motivieren, die chronisch an Unlust litt oder noch immer leidet. Man kann Labbadia viel unterstellen, nicht jedoch dass er es nicht versucht hätte. So musste er auch dieses Jahr wieder eine Vorbereitung bestreiten, in der er kaum neue Spieler zur Verfügung hatte, weil Neuzugänge in Hamburg traditionell immer lange auf sich warten lassen. Außerdem musste er mit dem Personal arbeiten, das die letzten Jahre wieder und wieder enttäuschte, da es einfach niemanden gab, der die aussortierten HSV Fußballer verpflichten wollte. Wie sollte er das schaffen, was zehn Trainern vor ihm nicht gelungen ist? Er braucht eine funktionierende Basis, um den Fußball rund um den HSV wieder beleben zu können und die langsam ärgerlich werdenden Fans wieder Grund zur Freude zu geben.
Seien wir ehrlich, ein HSV ohne Treue und zur Mannschaft stehende Fans wäre eine Katastrophe. Ohne die aufopferungsvollen Männer und Frauen auf den Rängen und der Tribüne, wäre der HSV schon lange im Niemandsland des Fußballs verschwunden.
Ob Labbadia der richtige ist, wird sich nächste Saison zeigen, wenn er einen Kader bekommt an dem er mit Beiersdorfer zusammen aktiv schrauben wird. Denn diese Saison gibt dem HSV die Möglichkeit sich alter Zöpfe zu entledigen, um neue wachsen lassen zu können.
Sollte die Transferperiode sich wieder unendlich lange hinziehen, die Vorbereitung wieder nicht ausreichend genutzt werden, um die Mannschaft sich einspielen zu lassen, kann es leider schnell heißen: Labbadia ist weg. Tschüss. Mach es gut.
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