Braucht der HSV 50 Millionen von Kühne?
Immer wieder hat der milliardenschwere HSV-Mäzen Kühne in den letzten Jahren den HSV gerettet mit Millionen-Spritzen. Nun ist wieder von einem neuen Kredit über 50 Millionen die Rede. Doch was soll das bringen? Ein Gastbeitrag von Thomas Tippner
Bobby Wood ist schon da. Er unterschrieb am 13.05.2016 einen Vertrag bis 2020 bei den Rothosen und verabschiedete sich gleich wieder Richtung Berlin, um mit seinem derzeitigen Verein Union Berlin das letzte Saisonspiel 2015/2016 zu bestreiten. Danach wird man Wood in Hamburg aber auch noch nicht zu Gesicht bekommen, da er sich nach dem Spiel gleich in den Flieger Richtung USA setzen wird, um unter Jürgen Klinsmann die Copa América Centenario 2016 zu spielen.
Der zweite Mann soll laut Dirk Schuster (Trainer Darmstadt 98) ebenfalls im Anflug auf Hamburg sein. Torwart Christian Mathenia, der diese Saison für die Lilien 33 Bundesligaspiele gemacht hat, soll es werden.
Dieses Jahr scheint es, als würde der HSV nicht erst am letzten Transfertag seine Verpflichtungen bekannt geben und damit schon in mitten der Saison zu stecken. Für alle, und vor allem für die immer in der Kritik stehenden Offiziellen, ein Segen. Woher kommt aber die plötzliche Entscheidungsfreudigkeit der HSV-Verantwortlichen? Sicherlich, der schon am 33. Spieltag klar gemachte Klassenerhalt und die Verabschiedung von fünf Profis (Illicevic, Olic, Drobny, Kacar, Drmic) hat eine schnelle Konsolidierung ermöglicht.
Eine weitere Hilfe sollen die mit Michael Kühne ausgehandelten 50 Millionen Euro sein, die der Fuhrunternehmer (der sicherlich mal die eine oder andere Gurke für das Unternehmen Kühne gefahren hat, aber ansonsten nichts mit dem gleichnamigen Betrieb zu tun hat) dieses Jahr dem HSV für neue Transfer zur Verfügung stellen will. Geld, das der oft klamme HSV gut gebrauchen kann.
Obwohl der Multimillionär in den letzten Jahren schon 69 Millionen Euro in den HSV investiert hat (Stadionnamensrechte, Lizenzbürgschaft, Verpflichtung von van der Vaart), sind immer wieder Löcher entstanden, die gestopft werden mussten. Dass beim HSV mehr passieren muss, als Geld für die Lizenz bereitzustellen oder einzelne Transfer mitzufinanzieren, wurde Kühne in den letzten vier Wochen immer wieder deutlich gemacht. Schließlich gilt Kühne als einer der glühendsten, aber auch als einer der kritischsten Fans des HSV.
Zusammen mit Didi Beiersdorfer, Reiner Calmund, Spielerberater Volker Struth und Aufsichtsratsvorsitzender Karl Gernandt hat sich Kühne in seiner Hamburger Firmenzentrale getroffen und darüber beraten, wie der HSV neu aufgestellt werden soll und kann.
Dabei drang bisher kaum etwas an die Öffentlichkeit, was genau geplant ist und was für Verpflichtungen man vornehmen will. Das Volker Struth ausgezeichnete Spieler unter Vertrag hat, ist nicht von der Hand zu weisen. Da wären Mario Götze, Marco Reus oder Toni Kroos zu nennen. Dass ein Mario Götze, der bei Bayern München unzufrieden ist, an die Elbe wechseln würde, ist nicht anzunehmen. Aber wenn Struth vor hat, das eine oder andere Talent an die Alster zu lotsen, würde hier niemand nein sagen. Denn genau das ist es ja, was der künftige HSV sich auf die Fahnen schreiben will. Junge, entwicklungsfähige und mit einer Perspektive ausgestattete Fußballer eine Möglichkeit zu bieten, sich beim HSV zu profilieren, um den nächsten, entscheidenden Karriereschritt zu machen.
Calmund geht davon aus, dass zur nächsten Saison „drei bis vier fertige Spieler sowie ein paar Talente“ kommen werden, liest man zum Beispiel in Der Welt oder bei der Bild.
Während sich viele freuen, dass dem HSV geholfen wird, werden aber auch die kritischen Stimmen laut. Der Bild nach ist nicht bekannt zu welchen Konditionen die weiteren Millionen fließen. Bisher hat Kühne elf Prozent Anteile der HSV AG erworben. Ob der Geldsegen ein Darlehn wird, eine Aufstockung der Anteile oder Kühne sich ein erweitertes Mitspracherecht erkaufen will, ist noch nicht klar. Was man weiß, ist das was Reiner Calmund beim NDR Sport gesagt hat: „Herr Kühne will endlich wieder besseren Fußball vom HSV sehen.“
Aber zu welchen Konditionen? Kühne ist laut der Kollegen vom NDR auch bekannt dafür, „seinem“ Club Spieler förmlich aufzudrängen. So ging die Rückkehr von Rafael van der Vaart 2012 ganz allein auf das Konto des Milliardärs.
Auch die Entlassung vom einstigen Sportdirektor Peter Knäbel soll auf das Zusammentreffen der Vier zurückzuführen sein. Was der HSV allerdings entschieden dementiert. Bleibt abzuwarten, wie sich die Sache mit dem neuen Deal entwickelt. Laut Beiersdorfer, sei man sich noch nicht einig.
Die aufkommende Kritik an der erneuten Zusammenarbeit mit Kühne spaltet das Fanlager wieder einmal. Während die einen glauben, der HSV würde sich zu abhängig machen, hoffen die anderen darauf, dass der HSV durch die jetzige Finanzspritze den entscheidenden Impuls bekommt, um endlich wieder ansehnlicheren Fußball bieten zu können. In diesem Fall könnte dann wiederum aus den Verkäufen der gereiften Talente sich die Möglichkeit bieten sich von Investoren wie Kühne unabhängig aufzustellen.
Und dass Beiersdorfer den Weg über Kühne geht, ist nicht einmal verwerflich. Schließlich haben am 25.05.14 86,9 Prozent der 9702 anwesenden Vereinsmitglieder für die Initiative HSV Plus gestimmt und den Weg geöffnet sich an strategische Partner zu wenden, um neue, frische Gelder zu generieren.
Dass die AG dabei 24,9 % seiner Anteile verkaufen will, wurde offen und ehrlich kommuniziert. Und da sich eben keine weiteren geldgebenden Investoren gefunden haben, die dem HSV sofort helfen könnten, bleibt nichts anderes übrig, als der Schulterschluss mit Michael Kühne.
Aber unabhängig wie die Zusammenarbeit nun genau aussehen wird und was noch alles um den HSV herum passiert, sollten die Fans der Zukunft entspannt entgegen sehen. Alte Zöpfe sind abgeschnitten, neue werden in Form von Wood und Mathenia sowieso den drei bis vier gestandenen und weiteren Talenten nachwachsen.
Man sollte gespannt sein was noch alles geschieht und passiert. Der Anfang der sich neu aufstellenden Mannschaft ist gemacht. Hinter den Kulissen wird noch emsig gearbeitet und geplant. Hoffen wir außerdem, dass Kühne seinen Geldsegen nicht mit neuen Interviews unterlegt und so Unruhe in den Verein bringt, wie er es die beiden Saisons zuvor leider immer wieder getan hat. Hoffen wir außerdem, dass der langersehnte Neuanfang endlich von statten geht und die nach außen transportierte Ruhe rund um den HSV in den letzten Wochen und Monaten dazu beiträgt, dass die harte Arbeit aller HSV Beteiligten Früchte zu tragen beginnt. Unruhe, wie die der letzten Woche um Knäbel und Drobny, gehören damit hoffentlich endgültig der Vergangenheit an.
Es soll doch schnell wieder heißen: Spieler XY ist jetzt da und unterschrieb am xx.xx.2016 einen Vertrag bis 20xx bei den Rothosen.
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