Drobnys Abgang
„Die Verantwortlichen sollen ehrlich sein!“, hat Drobny erst kürzlich in der Sportbild gesagt, „sie haben die Möglichkeit bis zum 31.05 eine Option zu ziehen, um meinen Vertrag für ein weiteres Jahr zu den gleichen Konditionen zu verlängern!“ Weiter ließ er verlauten: „Sollte es heißen, man würde meinen Vertrag wegen des Geldes nicht verlängern, muss ich laut lachen.“ Es heißt, dass Drobny 70.000 € im Monat verdient. Nicht gerade viel für einen gestandenen HSV-Profi. Da gibt es andere, die deutlich mehr verdienen und nicht den Stellenwert eines Drobny besitzen. Ein Gastbeitrag von Thomas Tippner.
Drobny ist eine Hausnummer für sich
Im Sommer 2010 aus Berlin nach Hamburg gekommen, hat er sich ohne zu murren erst einmal hinter Frank Rost auf die Bank gesetzt. Dann wurde er die Nummer 1 und blieb diese, bis Adler verpflichtet wurde. Auch da knurrte er nicht, brachte seine Leistung und ging stoisch ruhig an jedem Journalisten vorbei, der ihn um ein Interview bat.
Selbst in dem Moment, wo er 2013/1014 während der ersten Relegation ins Tor ging, nachdem Adler sich angeblich an der Bandscheibe verletzt hatte, blieb er ruhig und besonnen. Er hielt was er halten musste, wurde dadurch zum gefeierten Star beim HSV und danach wieder die Nummer 1 im Tor.
Doch als er in Hoffenheim am 24. Spieltag der Saison 2014/1015 Rot sah, übernahm Adler erneut den Posten zwischen den Pfosten und blieb dort auch unangefochten. Drobny nahm das hin. Wieder ohne etwas zu sagen, Murren oder Knurren. Und genau das ist es, was man beim HSV so an ihm schätzt. Die vorgegebenen Strukturen werden von ihm akzeptiert. Und wenn man ihn braucht, dann ist er da. Ohne Wenn und Aber.
So wie am 31. Spieltag diesen Jahres, als er ganz lässig den Ball von Pizarro nach einem Elfmeterschuss festhielt und damit den HSV auf der Siegerstraße hielt. Deswegen verwundert es, dass man ihn so deutlich und klar sprechen hört, bei den Kollegen von SportBild. Da liest man einen Drobny, wie man ihn bisher noch nie wahrgenommen hat. Es verwundert ebenso, dass muss man zugeben, dass man anscheinend wirklich nicht mehr mit ihm plant.
Muss Drobny wirklich gehen?
Wie am 04.05.2016 im MatzAb-Blog zu lesen war, ist der HSV anscheinend an Darmstadts Mathenia dran. „Na gut“, denkt man sich da und fragt sich dann doch, was das soll? Dass der HSV sich auf vielen Positionen verbessern muss, ist nicht von der Hand zu weisen. Auch wenn die aktuelle Saison 2015/2016 bisher, vorsichtig gesagt, solide verlief, ist wieder einmal aufgefallen, dass man ein Problem nicht hat. Und das ist im Tor. Da stehen Adler und Drobny ihren Mann. Beide sind ungeheuer stark, beide sind für das Wohl der Mannschaft überwiegend mitverantwortlich. Außerdem gibt es eine gute Nummer drei mit Hitz, der Drobny gerne einmal beerben darf.
Aber Drobny hergeben, würde keinerlei Sinn ergeben. Das wäre ein völlig falsches Signal. Einen Mann wie Drobny sollte man halten, unbedingt. Wenn man ihn schon nicht mehr als Torwart schätzt, dann doch wenigstens auf einer Position im Verein.
Da würde er mit seiner unaufgeregten Art in das gelegentlich hektische Umfeld ebenso gut hinpassen, wie ins Tor des HSV. Dass er keine klare Nummer 1 ist, ist fast jedem bewusst. Adler hat doch mehr Qualitäten, wenn es um das direkte Spiel geht oder um die Strafraumbeherrschung. Drobnys Leistung soll aber keineswegs gemildert werden. Er hielt immer dann stand, wenn der Sturm am heftigsten wehte. Er blieb besonnen, während alle anderen um den Verein herum in Panik zu verfallen drohten, weil die selbstgesteckten Ziele wieder einmal nicht erreicht wurden.
Sollte Drobny zum Saisonende wirklich gehen, verliert der HSV eine Identifikationsfigur, wie sie es nur selten um den Verein gegeben hat. Man verliert ja nicht nur einen spitzen Sportsmann, sondern auch einen Kerl, der das ganze Umfeld wie auch die Fans, durch seine bloße Anwesenheit beruhigt. So jemanden braucht man, wenn man einen erneuten Umbruch in die Wege leiten will. Jemanden der Ruhe ausstrahlt und die oft ungestümen jungen Wilden etwas bremst und wieder einnordet, damit sie ihren Blick auf das Wesentliche richten.
Es wäre schade, wenn er geht.
Und wie er bei der Sportbild selber sagt, „gab es schon Gespräche mit anderen Vereinen, die sich eine Zusammenabreit vorstellen können.“ Will man das beim HSV? Einen Gegner mit solch einem Mann stärken, während wir uns dadurch schwächen? Nein! Das wäre unvernünftig. Aber gut, man wird sehen was geschieht. Es bleibt auf jeden Fall spannend. Sollte es aber doch soweit kommen, dass Drobny geht, kann man es nicht ändern. Was aber alle HSVer tun können, ist ihm am 33.Spieltag lauthals zu begrüßen, ihn zu feiern und sich bei ihm zu bedanken. Egal ob er zwischen den Pfosten steht oder nicht.
Solch einen Profi wie Drobny werden wir so schnell nicht wieder sehen!
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